Gesundheit & Soziales
Drogenkonsumraum Küpferstraße? Fünf Fragen an ein sensibles Thema
Diskussionsthema Drogenkonsumraum. Nach neunmonatiger Sondierung und Prüfung von über 100 Objekten hat die Stadtverwaltung in der vergangenen Woche ein Gebäude in der Küpferstraße als neuen großen Drogenkonsumraum vorgeschlagen. Hintergrund: Der aktuelle Drogenkonsumraum an der Martinstraße ist ein Erfolgsmodell, aber an seinem Standort mitten in der City inzwischen überlastet.
In dem städtischen Gebäude in der Küpferstraße 3 sind aktuell die städtische Poststelle und Teile des Stadtarchivs untergebracht. Es erfüllt laut Stadtverwaltung alle wichtigen Anforderungen. Dennoch gibt es gegen den möglichen Standort Vorbehalte bis hin zur Ablehnung. Fünf Fragen, fünf Antworten zu diesem sensiblen Thema.
Muss der Drogenkonsumraum in City-Nähe liegen?
Robert Litschke, Leiter kommunales Lagezentrum: „Wir sind im intensiven Austausch mit Städten, die ebenfalls mit einer Drogenkonsum-Problematik konfrontiert sind. Die Erfahrung zeigt durchweg: Ein Konsumraum muss gut erreichbar sein, sonst kommt keiner. Damit laufen auch potenzielle Hilfeangebote ins Leere. Man muss wissen: Viele Drogenkranke haben einen festen Wohnsitz, oft in Dortmunder Vororten. Zentrale Lage ist ein wichtiges Kriterium für die Nutzung.“ Selbstverständlich wurden Suchthilfe-Experten bei der Suche nach einem neuen Standort zu Rate gezogen. Auch sie sprechen sich für die Küpferstraße aus.
Ist die Küpferstraße ein geeigneter Standort?
Die Küpferstraße ist ein wenig genutzter Verkehrsweg, der die Märkische Straße mit der Löwenstraße verbindet. Durch die bauliche Abtrennung der Küpferstraße zur Löwenstraße entstünde eine ausreichend große und dem Einblick der Öffentlichkeit weitgehend entzogene Freifläche direkt vor dem Gebäude. Ein Raum, der in dieser Größe zurzeit in der Martinstraße nicht vorhanden ist. Folge: Die Drogenkranken weichen aus und verteilen sich in der gesamten City. Ein Ziel des Drogenkonsumraums ist jedoch, die Menschen in oder an der Einrichtung zu halten.
Wie reagiert die Stadt auf Befürchtungen von Eltern, Schüler*innen und Schulleitungen der drei anliegenden Schulen, die sich aus der Nähe zur Küpferstraße ergeben?
Zu- und Abgangswege lassen sich so regulieren, dass Kontakte zwischen Schüler*innen und auch Anwohner*innen mit Drogensüchtigen weitgehend vermieden werden. Sicht-Achsen zwischen Anwohner-Gebäuden und der Freifläche Küpferstraße gibt es kaum. Die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums könnten so angepasst werden, dass Schüler*innen mit den Drogenkranken nicht in Kontakt kommen. „Die Sicherheit der Schüler*innen sowie die Akzeptanz und Funktionsfähigkeit der Einrichtung stehen im Fokus“, sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal deutlich.
Erfüllt das Gebäude die baulichen und praktischen Voraussetzungen?
Die empfohlenen Räumlichkeiten in der Küpferstaße 3 haben ähnlich wie der aktuelle Standort eine Fläche von rund 800 qm. Der Vorteil: Sie lassen sich nach den Erfordernissen des Drogenkonsumraumes baulich flexibel gestalten. Neben den eigentlichen Konsumräumen sind Büros und Versorgungsräume für die medizinischen und sozialen Helfer unterzubringen. Weiterer Vorteil: Das Gebäude gehört bereits der Stadt. Das ist einerseits ein wegfallender Kostenfaktor. Andererseits, so Robert Litschke, seien Mietflächen auf dem freien Immobilienmarkt aufgrund der Vorbehalte der Vermieter für diesen Nutzungszweck gar nicht zu bekommen.
Ist die Küferstraße besser geeignet als die Martinstraße?
Ein großes Plus des geplanten Standortes ist eine vereinfachte Begleitung und Kontrolle durch die Ordnungskräfte. Robert Litschke: „In der aktuellen Situation in der Martinstraße entsteht durch viele Abgangswege oft ein Katz-und-Maus-Spiel.“ Litschke betont, die Zahl der Ordnungskräfte werde am neuen Standort nicht reduziert, das Umfeldmanagement, inklusive Ahndung von Fehlverhalten, allein durch die Wegeführung deutlich erleichtert.
Braucht Dortmund überhaupt einen Drogenkonsumraum?
„Diese Frage lässt sich relativ einfach beantworten, wenn man über den großen Teich und auf manche amerikanischen Städte ohne so ein Angebot schaut“, so Robert Litschke. „Wir wissen, dass es suchtkranke Menschen bei uns gibt. Die Sucht verschwindet nicht, wenn es keine Drogenkonsum-Einrichtung gibt. Mit dem Drogenkonsumraum möchten wir Süchtigen in ihrer Lebenssituation helfen - durch den legalen Konsum illegaler Drogen, aber auch durch viele andere soziale Angebote, mit denen wir sie dort erreichen können. Gleichzeitig möchten wir die City entlasten.“ Die Streichung eines Drogenkonsumraumes hätte laut Litschke folgende Perspektive: „Dieselben drogenkranken Menschen halten sich in der Stadt auf, und zwar überall im öffentlichen Raum. Ihre Situation kann sich in keiner Weise verbessern. City-Besucher würden häufiger Kontakt mit drogenkranken Menschen haben. Das beeinträchtigt das Sicherheitsempfinden und das subjektive Wohlfühlen in der Stadt.“
Der Rat der Stadt wird sich im Dezember mit dem Vorschlag befassen.
Hilfe für Drogenkranke und Entlastung für die City: Stadt schlägt neue Standorte für Konsumräume vor