Kunst im öffentlichen Raum

Denkmal für die Opfer eines Grubenunglücks von 1935

Künstler*in:
Wilhelm Wulff
Jahr:
1936
Technik und Material:
Bronze
Maße:
  • Höhe: ca. 2,4 m
Kunstwerknr.:
44359-012
Standort:
Do-Mengede, Friedhof, Birkenweg 60, 44359 Dortmund
Denkmal für die Opfer eines Grubenunglücks von 1935
Denkmal für die Opfer eines Grubenunglücks von 1935, Wilhelm Wulff

Noch im Jahr des Grubenunglücks auf der Zeche Adolf von Hansemann, 1935, erhielt der Soester Bildhauer Wilhelm Wulff von der Gelsenkirchener Bergwerks AG den Auftrag für ein Denkmal. Mit der Gesamtgestaltung war der Architekt Fritz Schupp beauftragt, der wenige Jahre zuvor mit Martin Kremmer den Schacht 12 der Zeche Zollverein in Essen geplant hatte. Am 15. Juli und in den folgenden Tagen des Jahres 1935 verstarben 17 Bergleute der Mengeder Zeche an den Folgen einer Schlagwetter- und anschließenden Kohlenstaubexplosion. Das Gräberfeld auf dem Friedhof Mengede mit 15 schlichten, auf dem Gras liegenden Sandsteinplatten (zwei weitere Bergleute waren gemäß den Angaben der Zeitung „Tremonia“ auf anderen Friedhöfen bestattet worden) wird abgeschlossen durch eine überlebensgroße, männliche, auf 1936 datierte Bronzefigur, die auf einem rechteckigen Steinsockel steht. Den Kopf gesenkt, das Haar zum Scheitel gekämmt, hält der Bergmann seinen Hut vor den breiten, muskulösen Oberkörper. In seiner rechten Hand verweist eine akkubetriebene Grubenlampe auf seine Tätigkeit als Bergmann, aber auch auf eine zeitgemäße, moderne Arbeitsstätte. Auffallend ist die heroische Wirkung des trauernden Bergmannes, die durch die Körperlichkeit und die breitbeinige Schrittstellung erzeugt wird. Bergwerksdirektor Dr. Ernst Brandi enthüllte am 19. Juli 1936, ein Jahr nach dem Unglück, das Denkmal im Beisein der Angehörigen, Kameraden und höheren Bergbeamten sowie Mitgliedern der SS, der Hitlerjugend und Leitern der Deutschen Arbeitsfront. Die Berichterstattung der Zeitungen macht mit Begriffen wie „Helden der Arbeit“, „Schlachtfeld der Arbeit“ und „gefallen“ die Verbindung von Bergmann und Soldat in dieser Zeit deutlich, auf die auch Jürgen Zänker in seinem Aufsatz in „Heimat Dortmund“ hingewiesen hat. SR

Literatur Kunstwerk

Anonym: Die 15 Knappen zu Grabe getragen, in: Tremonia, 16. Juli 1935; Anonym: Den verunglückten Bergknappen von Mengede zum Gedächtnis, in: Tremonia, 20. Juli 1936; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 144, S.137; Mengede. Historisches aus dem Stadtbezirk hg. v. Heimatverein Mengede e.V. , Erfurt 2005, S. 87; Jürgen Zänker: Dortmunder Denkmäler für die „Opfer der Arbeit“, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft von der Mark e.V. und Stadtarchiv Dortmund (Hg.): Heimat Dortmund, Sichtbar – Unsichtbar, Denkmäler und Erinnerungsorte, 2/2007, S. 29-38; http://www.heimatverein-mengede.de/index.php?option=com_content&view=article&id=171%3Aheimatblaetter-25-30-juni-2009&Itemid=173 [Abruf: 27.082013]; Klaus Kösters: Wilhelm Wulff und das Ruhrgebiet, in: Wilhelm Wulff (1891-1980), hg. v. Klaus Kösters, Ausst-Kat. LWL-Museumsamt Westfalen, Soest, Herne u.a., Münster 2010, S. 107 f.

Literatur Künstler*in

Das Museum am Ostwall zeigt Arbeiten von Robert Ittermann, Wilhelm Wulff und Eberhard Viegener, Ausst.-Kat., Museum am Ostwall, Dortmund 1951; Wilhelm Wulff,1891-1980, hg. im Auftrag der Stadt Soest v. Florian Matzner, Ausst.-Kat. Kunstpavillon der Stadt Soest, Soest 1991; Klaus Kösters: Wilhelm Wulff und das Ruhrgebiet, in: Wilhelm Wulff (1891-1980), hg. v. Klaus Kösters, Ausst-Kat. LWL-Museumsamt Westfalen, Soest, Herne u.a., Münster 2010; http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-herne-und-wanne-eickel/erinnerung-an-einen-vergessenen-kuenstler-id6716130.html [Abruf: 10.08.2013]

Biografie

Wilhelm Wulff wurde am 25. April 1891 in Wehringsen nahe Soest geboren. Nach dem Besuch der Malschule von Georg Tappert in Worpswede begann er 1913 seine bildhauerische Ausbildung an der Holzschnitzschule im schlesischen Bad Warmbrunn. 1923 beteiligte er sich an der avantgardistischen Ausstellung in der Berliner Galerie „Der Sturm“ mit einer konstruktivistischen Holzplastik. In den Folgejahren wendete er sich wieder einer realistischeren Arbeitsweise zu. Als Wendepunkte in Wulffs Arbeit werden die Aufenthalte in Paris 1928/29 und 1930/31 gesehen. Er arbeitete an Porträtaufträgen für Industrielle im Ruhrgebiet, so zum Beispiel zwei Mal für Emil Kirdorf, Direktor der Gelsenkirchener Bergwerks AG. Weitere Aufträge ermöglichten es Wulff, seine Werke in vielfältigen Ausstellungen in den 1930 und 1940er Jahren zu präsentieren, zum Beispiel auf der „Großen Westfälischen Kunstausstellung“ in Dortmund, der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in München und in der „Westfälischen Sezession“ in Hagen. Eine für den Künstler ungewöhnlich politische Arbeit ist die nicht mehr erhaltene Figurengruppe „Die Marschierenden“, die Wulff 1938 für die Hoesch-Werke entwarf. In Dortmund wurde der Bildhauer vor allem durch den „Wettersteiger“ für die Harpener Bergwerks AG bekannt, der heute an der Kaiserstraße steht. Eines der bedeutsamsten Nachkriegs- bzw. Spätwerke ist die Porträtbüste des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke von 1964. Wulff starb am 18. April 1980. SR

Weitere Kunst im öffentlichen Raum

Jahr: 1898
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks auf
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks auf "Zeche Zollern" in Kirchlinde

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1952 (Einweihung: 16.März 1952)
Denkmal für die Opfer der Grubenunglücke vom 4.7.1940, 16.3.1944 und 22.3.1979
Denkmal für die Opfer der Grubenunglücke vom 4.7.1940, 16.3.1944 und 22.3.1979

Künstler*in: Wilhelm Wulff

Jahr: 1927
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 11. Februar 1925
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 11. Februar 1925

Künstler*in: Friedrich Bagdons

Jahr: nach 1920
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks am 8.8.1920
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks am 8.8.1920

Künstler*in: Benno Elkan(?)

Jahr: 1954-1960
Mahnmal Bittermark
Mahnmal Bittermark

Künstler*in: Will Schwarz, Karel Niestrath, Léon Zack

Jahr: 1931
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925

Künstler*in: Friedrich Bagdons (Entwurf)

Jahr: 1993
Gedenktafel für den jüdischen Friedhof
Gedenktafel für den jüdischen Friedhof

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1956
Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges
Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges

Künstler*in: Vorname? Endlich, Herwarth Schulte u. Heinrich Bayer

Jahr: 1946/47
Denkmal für die gefallenen Sowjets
Denkmal für die gefallenen Sowjets

Künstler*in: F. J. Kraus

Jahr: nach 1945
Denkmal für die jüdischen Opfer des NS-Regimes
Denkmal für die jüdischen Opfer des NS-Regimes

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1924/25
Mahnmal für die 1914/18 gefallenen Bürger aus Dortmund
Mahnmal für die 1914/18 gefallenen Bürger aus Dortmund

Künstler*in: Friedrich Bagdons

Jahr: 1965
Haltet Frieden
Haltet Frieden

Künstler*in: Curt Unger

Jahr: 1934, (Einweihung: 16.9.1934)
Kriegerdenkmal in Dorstfeld, Gefallene 1914-1918
Kriegerdenkmal in Dorstfeld, Gefallene 1914-1918

Künstler*in: Bildhauer: Heinrich Bayer; Architekt: Josef Wentzler;

Jahr: undatiert
o. T. (Kunstobjekt )
o. T. (Kunstobjekt )

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1988
Gedenkstein für die Alte Kolonie Zollern II
Gedenkstein für die Alte Kolonie Zollern II

Künstler*in: Künstler unbekannt