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Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925

Künstler*in:
Friedrich Bagdons (Entwurf)
Jahr:
1931
Technik und Material:
Muschelkalk
Maße:
  • Höhe: 2,5 m
  • Breite: 2 m
  • Tiefe: 1,2 m
Kunstwerknr.:
44149-004
Standort:
Do-Dorstfeld, Friedhof, Twerskuhle, 44149 Dortmund
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925, Friedrich Bagdons (Entwurf)

„Tief erschüttert stehen die Stadt Dortmund und die Landkreise Dortmund und Hörde, […], an der Bahre der im Kampfe Gefallenen. Sie haben ausgekämpft, nun ruhen sie in Frieden aus von ihren harten Lebensmühen. Bitter war ihr Tod, bitter ist das Leben der Hinterbliebenen, die ihre Lieben dahingegeben haben. Aufs Innigste nehmen wir teil an ihrem Leid, an dem Leid der unglücklichen Frauen, die den geliebten Gatten verloren haben, an dem Leid der armen Kinder, die des treusorgenden Vaters beraubt worden sind, […].“ Diese Worte klingen wie das Gedenken an Gefallene eines Krieges. Tatsächlich aber ist es ein Auszug der Trauerrede des Oberbürgermeisters Eichhoff anlässlich des Grubenunglücks auf der Zeche Dorstfeld 1925. Am 16. Mai waren bei einer Explosion in der Schachtanlage V/VI 46 Menschen (Zahlen abweichend, auch 44) ums Leben gekommen. Bei ihrer Beerdigung am 20. Mai 1925 begleiteten Zehntausende den Trauerzug. Die Verunglückten wurden auf den Friedhöfen in Oespel, Eichlinghofen, Barop-Hombruch, Marten und Dorstfeld bestattet. Für die Verunglückten schuf der Dortmunder Bildhauer Carl Fink nach dem Entwurf von Friedrich Bagdons ein Ehrenmal, das Ostersonntag 1931 eingeweiht wurde und noch heute auf dem alten Friedhof an der Twerskuhle zu sehen ist. Es zeigt eine überlebensgroße Mutter-Kind-Gruppe auf einem rechteckigen schlichten Sockel. Die sitzende Mutter ist mit zur Seite geneigtem Kopf in einen Trauergestus versunken. Zu ihren Füßen sitzt ein nackter Knabe, auf dessen Kopf die linke Hand der Mutter ruht. Die kompositorische Grundfigur eines Dreiecks ist das markanteste Merkmal des Denkmals. Es zeigt deutliche Bezüge zum Pietá-Motiv aus der christlichen Kunst. Ist es dort die Mutter Maria mit dem toten Leib Christi, ist es hier die Mutter mit dem Kind, die ihren Mann hat opfern „müssen“. Bereits wenige Jahre zuvor hatte Bagdons in Freudenstadt ein Kriegerdenkmal mit Pietá-Motiv umgesetzt. Es zeigt eine sitzende Frau mit starrem nach vorn gerichtetem Blick. Zwischen ihren Beinen liegt ein nackter junger lebloser Mann mit Helm. Sowohl das Kriegerdenkmal als auch das Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks „spielen“ mit dem Pietà-Motiv. Hier zeigen sich auch die zeitbedingten ähnlichen Trauerhaltungen der Zeit zu Soldaten und Bergleuten, hatte Bürgermeister Eichhoff in seiner Trauerrede doch von „im Kampfe Gefallenen“ gesprochen. SR

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