Kultur & Freizeit

Neuer Hit im Hoesch-Museum: In Dortmund ist der Stahl zu HAUSe

Echtes Unikat, origineller Museumsraum, eine Zeitreise und ein Bungalow, der nur in Dortmund stehen kann. Das alles ist das Hoesch-Stahlhaus L141 von 1966 auf dem Gelände des Hoesch-Museums im Dortmunder Norden. Hier zu sehen: eine neue Ausstellung über das Werkswohnen, die Forschungsarbeit der Firma Hoesch, das Leben in den 70er Jahren und über die Geschichte der Stahlhäuser der Moderne. Ab Sonntag kann Dortmunds neue Museums-Attraktion besucht werden.

Dabei ist das Haus auch selbst ein Museumsstück. Neben den Ausstellungsräumen sind das Badezimmer und die Küche teilweise im Originalzustand erhalten. Der Besuch des Hauses ist eine kleine Reise Alltagslebens der 1970er-Jahre. Eine typische Wohnzimmer-Möblierung der Zeit wurde sorgfältig rekonstruiert, Küchen-Utensilien und Kinderzimmer-Einrichtungen haben nostalgischen Charme.

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Der Hintergrund des musealen Stahlbaus: 1964 errichtete Hoesch in Dortmund-Hombruch die Werkssiedlung „Kleinholthausen“, in der unterschiedliche Gebäudetypen wie Punkthäuser und Bungalows realisiert wurden. Hoesch produzierte dazu sechs Bungalows aus Stahl, darunter ein einzelnes Exemplar des Typs L141 – die erste und letzte Fertigung dieses Modells. Die Typenbezeichnung steht dabei für den L-förmigen Zuschnitt, 141 für die Quadratmeterzahl.

Stahlhaus
Das Hoesch-Stahlhaus L141 von 1966 auf dem Gelände des Hoesch-Museums.
Bild: Stadt Dortmund / S. Richmann

Das Hoesch-Stahlhaus L141 – ein „Unikat aus dem Ruhrgebiet“

„Ein Haus ganz aus Stahl – und dazu ein echtes Unikat: So etwas kann nur im Ruhrgebiet entstehen. Diese architektonische Besonderheit macht die Industriegeschichte der Region nicht nur sichtbar, sondern buchstäblich greifbar“, so Prof. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung , die das Projekt gefördert hat.

Die Hoesch-Stahlhäuser

In den 1950er-Jahren entwickelte die Firma Hoesch das Material Platal – ein mit PVC beschichtetes Stahlblech, das vor allem in der Bauindustrie Verwendung fand. Anfang der 1960er-Jahre griff Hoesch den Trend der Fertighäuser auf und begann mit der Produktion eigener Stahlhäuser. Wände, Dach und Türen bestanden aus dem Verbundwerkstoff Platal. Trotz eines geplanten Jahresziels von 5.000 Einheiten wurden in fünf Jahren nur etwa 200 Häuser errichtet. Die Produktion wurde 1966 eingestellt, nachdem vier Modelle auf den Markt gekommen waren: Typ 55, 109, 146 und L141.

Wohnzimmer im Stahlhaus
Eine typische Wohnzimmer-Möblierung der 70er Jahre wurde sorgfältig rekonstruiert.
Bild: Stadt Dortmund / S. Richmann

Museumsleiterin Isolde Parussel: „Forschung und Entwicklung des Materials Platal fand hier auf der Westfalenhütte statt, die ersten Platalplatten wurden von einer Hoesch-Tochterfirma an der Bornstraße gefertigt. Oberflächenbeschichtung und Stahlveredelung ist bis heute ein Thema des Produktionsstandortes Thyssenkrupp auf der ehemaligen Westfalenhütte. Man kann also sagen. Dieses Haus ist ein Stück Dortmunder Stahlgeschichte.“

Versetzen, um zu bewahren

Der Bungalow wurde ab 1977 von Hans-Hubert Hoff, dem Leiter des Bereichs Werkstoffe bei Hoesch, mit seiner Familie bewohnt. Nach seinem Tod 2012 schenkte die Familie das Haus dem Hoesch-Museum. Am 30. November 2022 zog der Bau in einer spektakulären Aktion aus Kleinholthausen im Süden der Stadt auf das Gelände des Hoesch-Museums um: Zwei Tieflader (je 640 PS, 24 und 12 Reifenpaare, hydraulisch gelenkte Achsen) verfrachteten das Haus nachts über Dortmunds Straßen. Zuvor war es in zwei 16 und 13 Tonnen schwere Teile zerlegt und von einem 180-Tonnen-Kran auf die Schwerlaster gehievt worden.

Stahlhaus am Kran.
Kommt ein Haus geflogen: Per Schwerlaster und Kran zog das Haus im November 2022 um.
Bild: Stadt Dortmund / Hoesch-Museum
Frau vor Wand
Museumsleiterin Isolde Parussel: „Dieses Haus ist ein Stück Dortmunder Stahlgeschichte.“
Bild: Stadt Dortmund / S. Richmann

Ein wertvolles Stück Industriekultur

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal ist glücklich über den Umzug ans Museum. Für ihn ist der Stahlbungalow ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. „L141 ist nicht nur ein Beispiel für innovative Architektur, sondern auch ein wertvolles Stück unserer Industriegeschichte. Der erfolgreiche Abschluss dieses Projekts ist das Ergebnis einer großartigen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund, den Förderern und dem Verein der Freunde des Hoesch-Museums. Der Stahlbungalow wird künftig nicht nur das Museum bereichern, sondern auch als kultureller Treffpunkt für die Menschen unserer Stadt dienen.“

Tatsächlich soll der Bungalow künftig auch für Veranstaltungen genutzt werden. Isolde Parussel: „Hier können beispielsweise Vorträge, Museumsvorträge, Lesungen oder Zeitzeugengespräche stattfinden. Auch Kaffeetrinken für gebuchte Gruppen sind ab dem kommenden Jahr möglich.“ Die Terrasse bietet einen Blick auf das Hauptgebäude des Hoesch-Museums sowie das neu entstehende Karlsquartier und den Grünen Ring als neuen Park. In diesem Zug bekommt auch der Stahlbungalow einen eigenen Museumsgarten.

Aktuell regt das Haus auch zu Zukunftsfragen an: Die Welt ändert sich, wie wird sich das Wohnen verändern? Welche Materialien und Bauweisen setzen sich durch? Welche Rolle spielt Stahl in der zukünftigen Bauindustrie und Architektur?

Hinweis
Hoesch-Museum ist nach Sanierung ab dem 11. Mai geöffnet

Mit der Eröffnung des Stahlhauses wird gleichzeitig das Hoesch-Museum mit seiner Dauerausstellung „Stahlzeit in Dortmund“ nach den Sanierungsarbeiten ab dem 11. Mai wieder geöffnet. Neu entdecken kann man hier die freigelegten Wandfliesen von 1914 im ehemaligen Speisesaal des Portierhauses. Die Fliesen waren bisher für nur für die Belegschaftsmitglieder zu sehen, die über diesen Zugang ihren Arbeitsplatz im Eisen- und Stahlwerk Hoesch betraten oder in der angrenzenden Lohnstube ihr Geld ausbezahlt bekamen. Das denkmalgeschützte Gebäude des Portierhauses ist seit 2005 die Heimat des Hoesch-Museums Dortmund.

Programm am Tag der Offenen Tür am Sonntag, 11. Mai:

von 10 bis 17 Uhr, Hoesch-Museum Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund

11 - 11:30 Uhr: Begrüßung und Einführung (PD Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V. und Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums)

12:30 - 13 Uhr: Talk: Zeitzeug*innen-Gespräch zum Wohnen in einem Stahlhaus

12 - 16 Uhr: Kurzführungen durch das Stahlhaus und das Hoesch-Museum

12 - 16 Uhr: Filmvorführung zu Wohnen, Stahlhäusern und mehr

Wiedereröffnung der Dauerausstellung: „Stahlzeit in Dortmund“ im Hoesch-Museum

Sonderausstellung: „Wir machen blau! Cyanotypie-Kunstwerke von Jugendlichen“ (Laufzeit 11.5.–1.6.2025)

Getränke und Snacks (Einnahmen gehen an den Trägerverein)

Das Projekt „Stahlhaus“ des Hoesch-Museum wird unterstützt durch das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Gemeinwohl-Stiftung der Sparkasse Dortmund sowie durch thyssenkrupp Steel Europe und die Stadt Dortmund.

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