Kultur & Freizeit
Neuer Hit im Hoesch-Museum: In Dortmund ist der Stahl zu HAUSe
Dabei ist das Haus auch selbst ein Museumsstück. Neben den Ausstellungsräumen sind das Badezimmer und die Küche teilweise im Originalzustand erhalten. Der Besuch des Hauses ist eine kleine Reise Alltagslebens der 1970er-Jahre. Eine typische Wohnzimmer-Möblierung der Zeit wurde sorgfältig rekonstruiert, Küchen-Utensilien und Kinderzimmer-Einrichtungen haben nostalgischen Charme.
Der Hintergrund des musealen Stahlbaus: 1964 errichtete Hoesch in Dortmund-Hombruch die Werkssiedlung „Kleinholthausen“, in der unterschiedliche Gebäudetypen wie Punkthäuser und Bungalows realisiert wurden. Hoesch produzierte dazu sechs Bungalows aus Stahl, darunter ein einzelnes Exemplar des Typs L141 – die erste und letzte Fertigung dieses Modells. Die Typenbezeichnung steht dabei für den L-förmigen Zuschnitt, 141 für die Quadratmeterzahl.

Das Hoesch-Stahlhaus L141 – ein „Unikat aus dem Ruhrgebiet“
„Ein Haus ganz aus Stahl – und dazu ein echtes Unikat: So etwas kann nur im Ruhrgebiet entstehen. Diese architektonische Besonderheit macht die Industriegeschichte der Region nicht nur sichtbar, sondern buchstäblich greifbar“, so Prof. Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der
Die Hoesch-Stahlhäuser
In den 1950er-Jahren entwickelte die Firma Hoesch das Material Platal – ein mit PVC beschichtetes Stahlblech, das vor allem in der Bauindustrie Verwendung fand. Anfang der 1960er-Jahre griff Hoesch den Trend der Fertighäuser auf und begann mit der Produktion eigener Stahlhäuser. Wände, Dach und Türen bestanden aus dem Verbundwerkstoff Platal. Trotz eines geplanten Jahresziels von 5.000 Einheiten wurden in fünf Jahren nur etwa 200 Häuser errichtet. Die Produktion wurde 1966 eingestellt, nachdem vier Modelle auf den Markt gekommen waren: Typ 55, 109, 146 und L141.

Museumsleiterin Isolde Parussel: „Forschung und Entwicklung des Materials Platal fand hier auf der Westfalenhütte statt, die ersten Platalplatten wurden von einer Hoesch-Tochterfirma an der Bornstraße gefertigt. Oberflächenbeschichtung und Stahlveredelung ist bis heute ein Thema des Produktionsstandortes Thyssenkrupp auf der ehemaligen Westfalenhütte. Man kann also sagen. Dieses Haus ist ein Stück Dortmunder Stahlgeschichte.“
Versetzen, um zu bewahren
Der Bungalow wurde ab 1977 von Hans-Hubert Hoff, dem Leiter des Bereichs Werkstoffe bei Hoesch, mit seiner Familie bewohnt. Nach seinem Tod 2012 schenkte die Familie das Haus dem Hoesch-Museum. Am 30. November 2022 zog der Bau in einer spektakulären Aktion aus Kleinholthausen im Süden der Stadt auf das Gelände des Hoesch-Museums um: Zwei Tieflader (je 640 PS, 24 und 12 Reifenpaare, hydraulisch gelenkte Achsen) verfrachteten das Haus nachts über Dortmunds Straßen. Zuvor war es in zwei 16 und 13 Tonnen schwere Teile zerlegt und von einem 180-Tonnen-Kran auf die Schwerlaster gehievt worden.


Ein wertvolles Stück Industriekultur
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal ist glücklich über den Umzug ans Museum. Für ihn ist der Stahlbungalow ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. „L141 ist nicht nur ein Beispiel für innovative Architektur, sondern auch ein wertvolles Stück unserer Industriegeschichte. Der erfolgreiche Abschluss dieses Projekts ist das Ergebnis einer großartigen Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund, den Förderern und dem Verein der Freunde des Hoesch-Museums. Der Stahlbungalow wird künftig nicht nur das Museum bereichern, sondern auch als kultureller Treffpunkt für die Menschen unserer Stadt dienen.“
Tatsächlich soll der Bungalow künftig auch für Veranstaltungen genutzt werden. Isolde Parussel: „Hier können beispielsweise Vorträge, Museumsvorträge, Lesungen oder Zeitzeugengespräche stattfinden. Auch Kaffeetrinken für gebuchte Gruppen sind ab dem kommenden Jahr möglich.“ Die Terrasse bietet einen Blick auf das Hauptgebäude des Hoesch-Museums sowie das neu entstehende Karlsquartier und den Grünen Ring als neuen Park. In diesem Zug bekommt auch der Stahlbungalow einen eigenen Museumsgarten.
Aktuell regt das Haus auch zu Zukunftsfragen an: Die Welt ändert sich, wie wird sich das Wohnen verändern? Welche Materialien und Bauweisen setzen sich durch? Welche Rolle spielt Stahl in der zukünftigen Bauindustrie und Architektur?