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Knallfarben und politische Statements: Bürger*innen kaufen Kunst fürs Museum Ostwall
Sie sind knallig - in Aussehen und der Botschaft: Bürger*innen haben Werke der Künstlerinnen Camille Chedda und Joséphine Sagna für das Museum Ostwall im Dortmunder U ausgewählt. Im neuen MO_Beirat nehmen sie Einfluss auf die Sammlung des Museums.
Der Wandteppich zeigt ein Porträt einer Schwarzen Frau in knalligen Farben, poppig in Tufting-Technik gefertigt von der BIPoC Künstlerin Joséphine Sagna. Man möchte darüberstreichen, so weich sieht er aus. Es ist eines der vier angekauften Werke zweier Künstlerinnen, die die acht Bürger*innen im MO_Beirat ausgewählt haben. Und es ist das, was der 20-jährigen Nesrin Altuntas am besten gefällt. „Weil das so schön knallig ist“, sagt das jüngste Beiratsmitglied. „Das Leben ist zu kurz, um mit düsteren Farben zu arbeiten.“
Altuntas macht gerade eine Ausbildung zur Konditorin. Sie hat zusammen mit sieben anderen im Team des Beirats zwei Jahre lang mit dem Museum Ostwall im Dortmunder U zusammengearbeitet. Alle zwei Wochen gab es Treffen, in denen über Museumsarbeit gesprochen wurde, der Beirat seine Sicht dazu darlegte und in der natürlich alle über Kunst diskutiert haben.

Der Beirat erkundet das Museum und die Sammlung
Langsam hat sich der MO-Beirat an das Museum angenähert, etwas über die Kriterien von Kunstsammlungen erfahren und mehrere Museen inspiziert. Auch das MO. Dabei kamen auch Verbesserungsvorschläge heraus. Denn: Welcher Stuhl ist Kunst, und auf welchen darf ich mich setzen? Ist das ein Bücherregal zum Anfassen oder nur zum Ansehen? Die frische Sicht der Beiratsmitglieder brachte neue Schilder und mehr Sitzgelegenheiten ins Museum. „Die Hocker zum Mitnehmen und Hinsetzen sind ein wichtiger Schritt zur Barrierefreiheit“, sagt Birgit Rothenberg, Gründungs- und Vorstandsmitglied von MOBILE - Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. Die Hocker hängen jetzt direkt im Eingang des MO.

Der Kunstankauf: Ein demokratischer Prozess
2024 hat das Museum Ostwall dem MO_Beirat rund 30.000 Euro Budget für einen Ankauf zur Verfügung gestellt. Außer einigen formalen und restauratorischen Vorgaben waren die Mitglieder des Beirats frei in ihrer Entscheidung. Es gab natürlich Diskussionen um Lieblingskünstler*innen, aber „es war ein demokratischer Prozess, den wir alle akzeptiert haben“, so Beiratsmitglied Damian Sombetzki, Malermeister und Mitglied des Kollektivs Speicher100 e. V. Einig waren sich alle, mit dem Ankauf FLINTA und/oder BIPoC*-Künstler*innen zu unterstützen, um so Lücken der Sammlung des MO weiter zu schließen.
Für die Museumsmitarbeitenden war es ebenfalls ein spannender und lehrreicher Prozess. „Ich musste die Kontrolle abgeben, das ist man ja nicht gewohnt“, erklärt Dr. Nicole Grothe, Sammlungsleiterin des Museum Ostwall im Dortmunder U. Es hat sich aber gelohnt, sagt sie: „Über die Wahl des Beirats haben wir uns total gefreut.“ Auch Regina Selter, Direktorin des MO, gefällt die Auswahl der Bürger*innen: „Sie haben eine besondere Bedeutung und Wichtigkeit für unsere Sammlung.“

Die Werke: postkoloniale Identität und das Bild von BIPoC-Frauen
Entschieden haben die Beirats-Mitglieder sich für zwei Werke von Joséphine Sagna und Camille Chedda, die die Sammlung des MO um postkoloniale Sichtweisen und das Bild von BIPoC-Frauen bereichern.
Die Künstlerin Joséphine Sagna (*1989 in Stuttgart) hinterfragt in ihren Gemälden die Klischees, denen Schwarze Frauen in der deutschen Gesellschaft ausgesetzt sind. Als Vorlage für ihre Arbeit nutzt sie häufig Selbstbildnisse Schwarzer Frauen in den Sozialen Medien und bricht so mit rassistischen Stereotypen und Schönheitsnormen. Die Jamaikanerin Camille Chedda (*1985 in Manchester) ist eine bildende Künstlerin, die mit den Medien Zeichnung, Malerei, Collage und Installation koloniale Strukturen offenlegt, die bis heute andauern. Sie arbeitet mit Alltagsmaterialien wie Plastiktüten, Zement und Betonblöcken.
Weitere Informationen zu den Mitgliedern des MO_Beirates finden Sie

Ausblick: Die Arbeit geht weiter
Die Treffen alle zwei Wochen mit Michael Griff, Kurator für Community Engagement, und Dr. Nicole Grothe bleiben fest in den Terminkalendern. Sehr ambitioniert sei das übrigens, so Michael Griff, die Beiräte anderer Museen treffen sich in längeren Abständen. Doch das nächste Projekt steht schon an: Für die nächste Sammlungspräsentation arbeitet der Beirat eng mit dem MO_Team zusammen. Dafür bekommt der Beirat einen eigenen Rum auf der vierten Etage des Dortmunder U – dort sind übrigens auch die aktuellen Kunstwerke zu sehen.
Die Gründung des MO_Beirat wurde von der Kulturstiftung der Länder im Rahmen des Programms „Neues Sammeln“ im Jahr 2023 gefördert.
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