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Interview mit dem Vorsitzenden Tobias Heitmann

Cityring: Ein Sprachrohr für die City

Tobias Heitmann ist seit vier Jahren 1. Vorsitzender des Cityrings. Er führt selbst eine Galerie mit Sitz am Hansaplatz. Im Interview spricht er darüber, wie der Cityring, die Stadtverwaltung und andere die Innenstadt voranbringen können.

Herr Heitmann, wozu gibt es den Cityring?

Wir verstehen uns als Sprachrohr für die City. Wir mischen uns ein und weisen auf die Dinge hin, die unsere City benötigt. Wir organisieren aber auch eigene Projekte. Über die City-Marketing-Gesellschaft (CMG), eine gemeinsame Tochter mit der Stadt, veranstalten wir unter anderem die Cityring-Konzerte, den Hansemarkt und den Stoffmarkt. Die Gesellschaft trägt sich zu je 50 Prozent über die Stadt Dortmund und den Cityring. Darüber werden auch weitere Aktionen wie das E-Bike-Festival kofinanziert. Das belebt die Innenstadt und bringt sie voran. Als Cityring unterstützen wir auch die Spiel-Mich-Klavier-Aktion.

Porträtfotos eines Mannes vor einem Springbrunnen
Bild: Stephan Schütze
Tobias Heitmann ist seit 2020 Vorsitzender des Cityrings. Der Verein vertritt die Interessen der Akteur*innen der Innenstadt.
Bild: Stephan Schütze

Haben Sie noch weitere Ideen in der Pipeline?

Unser Budget ist endlich, wir sind ja nur 160 Mitglieder und auch die Sponsor*innen sind übersichtlich. Deswegen ist das mit großen neuen zusätzlichen Veranstaltungen nicht so leicht. Es gibt Ideen, die sind aber zurzeit nicht umzusetzen. Wir wollen die bewährten Formate ja weiterführen und machen das Ganze ehrenamtlich, neben dem Beruf. Das begrenzt die Kapazitäten.

Welchen Herausforderungen muss sich die City aus Ihrer Sicht stellen?

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, vor allem aufgrund der Folgen des Angriffs auf die Ukraine, spielen natürlich eine Rolle. Das ist kein Dortmunder Problem, aber die Menschen halten ihr Geld zurück. Wenn sie dann einkaufen gehen, möchten sie gerne ein schönes Erlebnis, eine schöne Zeit. Das ist eine Aufgabe für den Handel. Eine Herausforderung für die ganze City ist der Umgang mit der Droge Crack. Denn Crack macht die Menschen noch mehr kaputt als andere Drogen. Wenn suchtgetriebene Menschen sich dann nicht mehr im Griff haben, verstören sie die anderen Besucher*innen. Das liegt vor allem daran, dass der Drogenkonsumraum so zentral in der City liegt. Aber da ist die Stadt ja dran und arbeitet an einer Lösung.

Gibt es noch andere Herausforderungen?

Das Parken ist für viele ein Thema. Wenn ich mit dem Auto in die Stadt komme und vielleicht 200 Euro ausgebe, dann fallen drei oder vier Euro fürs Parken natürlich eigentlich nicht ins Gewicht. Trotzdem stört es viele. Gastronomie ist auch ein Thema. Zwar haben wir inzwischen mehr Angebote in der City. Aber eine Vielfalt an gehobener Gastronomie fehlt noch. Das merkt man vor allem abends – nach 20 Uhr ist viel weniger los.
Wie bringt sich der Cityring bei diesen Themen ein?Wir sind bei allen relevanten Themenkreisen eingeladen: die Cityrunde mit dem Oberbürgermeister, Sicherheitsforum City und so weiter. Wir tauschen uns da aus, unsere Meinungen werden gehört. Der Großteil läuft eigentlich hinter den Kulissen.

Gibt es denn aus Ihrer Sicht auch Pfunde, mit denen die Dortmunder City wuchern kann?

Wir haben immer noch über 16 Millionen Besucher*innen pro Jahr mit steigender Tendenz. Das ist schon eine stolze Zahl. Es gibt immer noch viele Fachgeschäfte, auch wenn sie weniger werden. Was im Moment gut zieht, sind der Wochenmarkt auf dem Hansaplatz und der Feierabendmarkt vor dem Opernhaus. Da kommen die Leute nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für das Beisammensein. Und die ganzen Events wie Gourmedo, à la carte oder Microfestival ziehen die Leute natürlich auch. Davon könnten wir noch mehr gebrauchen – vielleicht einen Flohmarkt oder einen Malermarkt. Alles, was die Plätze belebt und die Leute in die Stadt zieht, ist super. Und mit dem Citymanagement sind wir auch auf einem guten Weg.

Was genau finden Sie am Citymanagement gut?

Es ist gut, dass es jetzt ein Team gibt, das sich hauptberuflich um die City kümmert, das zwischen den ganzen Akteur*innen vermitteln kann. Die Erwartungen sind bisher alle erfüllt. Der Citymanager Tilmann Insinger hat einen klaren Blick und ist höchst kompetent. Es hat auch Vorteile, dass das Citymanagement städtisch ist und die kurzen Wege innerhalb der Verwaltung nutzen kann. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Das Citymanagement allein aber kann auch nicht alles schnell ändern. Es gibt auch viele Eigentümer*innen, die ihre Hausaufgaben nicht machen. Unternehmer*innen, die ihre Läden nicht gut pflegen. Das sind schon dicke Bretter.

Die Zukunft der City sehen viele in einer Mischnutzung: weniger Handel, mehr Gastronomie, Erlebnis und Wohnen. Sieht das der Cityring auch so?

Ja, das wird so kommen. Die Handelsflächen in der City sind schon spürbar geschrumpft – so wie in anderen Städten auch. Der Online-Handel boomt und große Player wie C&A setzen sich kleiner. Handelsflächen werden zurückgebaut und werden zum Beispiel zu Gastronomie. Die Mieten sinken bereits – das ist auch gut und wünschenswert. Die oberen Etagen, die früher vernachlässigt wurden und häufig leer standen, rücken bei den Eigentümer*innen wieder mehr ins Licht, zum Beispiel für Wohnen oder Ärzt*innen. So wird hoffentlich auch weiteres Leben in die Innenstadt zurückkehren.

Was kann der Handel denn tun, um sich zu behaupten?

Das ist nicht einfach. Früher kamen die Leute öfter in die Stadt und ganz bewusst zum Einkaufen. Heute müssen sie eigentlich gar nicht mehr raus, weil man alles online kaufen kann. Wenn man heute kommt, haben viele gleich eine ganze Liste mit noch anderen Erledigungen: zur Bank, zum Arzt, zum Amt, zum Rechtsanwalt. Und wir stellen fest, die Kund*innen kommen früher: Morgens und am Mittag ist jetzt mehr Betrieb, später weniger. Viele Geschäfte machen daher auch am Abend früher zu. Wir müssen uns durch persönliche Fachberatung ins Zeug legen, die man online nicht bekommt. Und der Handel muss für Erlebnisse sorgen. Da gibt es unterschiedliche Konzepte: Modenschauen und Fachvorträge oder Kurse und Ausstellungen mit Vernissage inklusive Fingerfood und Getränk. Andere haben samstags einen DJ, der die Leute im Laden unterhält. Die Thier-Galerie lässt sich vieles einfallen: Eisbahn, Rollerdisco, aber auch Aktionen wie Blutspendedienst und Pop-up-Stores. Man muss natürlich selbst auch online präsent sein, einschließlich der Sozialen Medien.

Wenn Sie an Ihr Wunschbild denken: Wie sieht unsere City in zehn Jahren aus?

Ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Eine belebte und beliebte City, wo viel los ist, wo man gerne hingeht, einkauft und gerne auch danach noch bleibt. Wir werden mehr Grün haben, mehr Bäume, mehr Wasser und Sonnenschutz. Ich bin um jeden Baum froh, der in der Innenstadt gepflanzt wird.

aufbruch city 3/2024

Dieser Text ist erschienen in der „aufbruch city“ 3 / 2024, 15 MB, PDF . Mehr Informationen aus der Dortmunder Innenstadt, einen Newsletter und alle Ausgaben zum Download gibt es auf DO! City.

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