Umwelt
Natürlich wie die Emscher: Neue Idylle an zwei Dortmunder Bächen
Blaugrüner Wandel auf mehr als sieben Kilometern: Auf den Stadtgebieten von Dortmund und Witten erwachen bald zwei Gewässer zu neuem Leben: die einst offenen Schmutzwasserläufe Grotenbach und Kirchhörder Bach. Die Emschergenossenschaft hat mit der ökologischen Umgestaltung beider Gewässer auf einer Länge von über sechs Kilometern. In diesem Zuge saniert der Wasserwirtschaftsverband auch den Witten-Annen-Kanal auf einer Länge von zirka 1,3 Kilometern.

Die Maßnahmen, in die insgesamt rund 14 Millionen Euro investiert werden, sollen im Sommer 2028 abgeschlossen sein. Gemeinsam mit der Stadt Witten und der Stadt Dortmund gab die Emschergenossenschaft den Startschuss für die neue Idylle am und im Wasser.
Vom Abwasserkanal zur Augenweide

Jahrzehntelang führten der Grotenbach und der Kirchhörder Bach ein Dasein als „Köttelbecke“ – Abwässer aus der Industrie und Privathaushalten wurden in die Gewässer eingeleitet. Im Zuge des Generationenprojektes Emscher-Umbau (1992-2021) wurde das Abwasser mittlerweile in unterirdische Kanäle verbannt. In den Bächen fließt nur noch sauberes Wasser – allerdings sind sie immer noch in einem engen, schnurgeraden Betonkorsett „gefangen“. Im Rahmen der Renaturierung werden diese Betonsohlschalen entfernt und die Gewässer naturnah umgestaltet. Am Grotenbach sowie am Kirchhörder Bach stehen außerdem ausreichend Flächen zur Verfügung, um den Gewässern die Möglichkeit zu geben, sich auszubreiten.
Der neue Grotenbach

Der Grotenbach wird von der Fredi-Ostermann-Straße in Witten bis zum Bahndurchlass südlich der Grotenbachstraße in Dortmund (zirka 4,6 Kilometer) naturnah umgestaltet. Den Kirchhörder Bach revitalisiert die Emschergenossenschaft von der Lütgenholthauser Straße bis zur Mündung in den Grotenbach (zirka 1,6 Kilometer), der ab dieser Stelle im weiteren Flussverlauf den Namen Rüpingsbach trägt. Der Rüpingsbach ist bereits vollständig renaturiert und mündet in Dortmund-Barop in die Emscher.
Umverlegung der Bachtrassen
Die für den Umbau des Grotenbachs zur Verfügung stehenden Flächen in Witten-Rüdinghausen und Dortmund-Persebeck bieten reichlich Potenzial für einen blaugrünen Wandel an der früheren „Köttelbecke“. So kann die Emschergenossenschaft die Bachtrasse im Bereich der Brauckstraße nach Norden verlegen und auf einer Länge von zirka 1,1 Kilometern komplett neu modellieren. Die alte Gewässertrasse bleibt künftig dennoch bestehen und dient als Auslauf für eine Regenwasserbehandlungsanlage.
Die Umbauten am Grotenbach nutzt die Emschergenossenschaft zudem, um den Witten-Annen-Kanal zu sanieren. Dieser Maßnahmenteil findet sowohl in offener als auch geschlossener Bauweise statt. Im Witten-Annen-Kanal werden die Werksabwässer von Evonik parallel zu den Abwassersammlern der Emschergenossenschaft abgeleitet. Die Emschergenossenschaft betreibt diesen Kanal im Sonderinteresse der Evonik.
Der neue Kirchhörder Bach
Auch der Kirchhörder Bach erhält im Zuge seiner naturnahen Umgestaltung ein neues Bachbett unterhalb der Löttringhauser Straße auf einer Strecke von zirka 700 Metern. „Die alte Trasse des Kirchhörder Bachs dagegen bleibt erhalten und nimmt behandeltes Grubenwasser aus der ehemaligen Zeche Gottessegen auf. Das Wasser, das Eisenoxid enthält, wird durch spezielle Pflanzen behandelt, bevor es parallel zum neuen Kirchhörder Bach zum Grotenbach weitergeleitet wird “, sagt Arnulf Rybicki, Stadtrat der Stadt Dortmund.
Mehrwert für Menschen und Natur

„Im Rahmen des Emscher-Umbaus konnte bereits die Abwasserfreiheit im Grotenbach und im Kirchhörder Bach erreicht werden. Der Pflicht folgt nun die Kür – mit der Renaturierung beider Gewässer geben wir Flora und Fauna die Möglichkeit, wieder in und an die Bäche zurückzukehren. Wie groß der durch den blaugrünen Wandel erzielte Effekt sein kann, sieht man einige Kilometer flussabwärts am Ufer des bereits renaturierten Rüpingsbachs, wo wir seit 2018 sogar Rotwein anbauen – ein symbolträchtiges Beispiel für die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität entlang des früheren Schmutzwasserlaufes“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen.
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