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Freizeit auf dem Friedhof: Warum Dortmunds Friedhöfe ein Ort voller Leben sind
Summende Insekten, spielende Kinder, sportelnde Dortmunder*innen: Wer bei Friedhöfen nur an Trauern denkt, hat diese besonderen Orte noch nicht gut genug kennengelernt. Erfahren Sie hier, was Dortmunds Friedhöfe zu Lebensorten macht.
Sind Sie schon einmal nur zum Spazieren, Erholen oder Sporttreiben auf einen der 32 Dortmunder Friedhöfe gegangen? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, den Freizeitort Friedhof mit seinen 333 Hektar Natur zu entdecken. Gemütlich am Amphibienteich sitzen, emsigen Bienen beim Arbeiten zusehen oder mehr über Zukunftsbäume erfahren - Dortmunds Friedhöfe sind lebendige Orte voller Vielfalt, die Sie kostenlos und jederzeit besuchen können.
Zwischen Bergbau-Lore und Brombeersträuchern

Es ist ein sonniger Tag auf dem Dortmunder Nordfriedhof, auf dem einige Besucher*innen mit Schüsseln ausgerüstet einen Spaziergang machen. Bei genauerem Betrachten sind darin Brombeeren zu sehen. Der Friedhof: Viele gehen hierher zum Trauern und doch ist er lebendig und wird wie ein Park genutzt. Immer neue Angebote laden dazu ein, seine Freizeit dort zu verbringen.
Folgt man nach der erfolgreichen Brombeer-Suche den zahlreichen Insekten, gelangt man zum neu angelegten Herzstück des Nordfriedhofs. Inmitten von Wildblumen steht eine alte Bergbau-Lore - ein Zeichen der Industriekultur Evings. Eine passende Info-Tafel bringt Neugierigen die Geschichte dahinter näher.
Mit seinem Versuch, den Friedhof zu einem Freizeitort zu machen, steht der Nordfriedhof nicht alleine da: „Für eine Auszeit im Grünen muss es nicht immer der Rombergpark oder der Gang in den Wald sein, unsere Friedhöfe haben mittlerweile ebenso viel zu bieten", sagt Gernot Willeke, Geschäftsleiter der Friedhöfe Dortmund.
Reise in die Vergangenheit: Digitaler Friedhofsplan
Wer Lust hat, auch auf anderen Friedhöfen in die Vergangenheit zu reisen, kann im
Die blauen Sterne auf der Karte kennzeichnen Informationen zu besonderen Grabstätten und Menschen. Bei Gräbern und Gruften von Personen der Zeitgeschichte erhalten die User*innen Hintergrundinfos, die sie gleich während des Friedhofsspaziergangs lesen können. Auf dem geschichtsträchtigen Ostfriedhof zum Beispiel befinden sich die Grabstätten der Autorin Henriette Davidis, der Frauenrechtlerin Marie Reinders, des Künstlers Bernhard Hoetger und bekannter Dortmunder Unternehmerfamilien.
Viele der Dortmunder Friedhöfe haben Besonderheiten, die überraschen. Ob Amphibienteich in Wischlingen, Weinreben in Holzen oder ein Quizfragen-Parcours auf dem Ostfriedhof.
Eine Übersicht über alle 32 Friedhöfe in den Stadtbezirken und Vororten, spannende Infos zu ihrer Geschichte und dem Baumbestand sowie die dort stattfindenden Veranstaltungen finden Sie auf dortmund.de/friedhoefe.
Wie Gräber zum Lebensraum werden
Besonders eine Grabart trägt auf den Friedhöfen zu einem funktionierenden Ökosystem bei: die Ostbaumgräber. Sie ernähren auf dem Bezirksfriedhof in Mengede ganze Bienenvölker. Hier hat ein Friedhofsgärtner 30 Bienenstöcke aufgestellt, um den perfekten Lebensraum, den die summenden Tiere auf dem Friedhof vorfinden, gut zu nutzen.
Der 60-jährige Tasso Papadopoulos hat das Imkern mit 15 Jahren von seinem Vater gelernt und sein Wissen bereits an die nächste Generation weitergegeben. Gemeinsam kümmern er und sein Sohn sich um bis zu 60.000 Bienen auf dem Mengeder Friedhof. Papadopoulos sieht seit Jahren, wie gut der Lebensraum Friedhof für die Bienen ist: „Sie finden hier durch wilde Wiesen, Grab-Bepflanzung und Obstbäume eine reiche Tracht - viele Besucher*innen stellen sogar Wasserschalen mit Steinchen und Stöcken als Tränke auf ihre Grabstellen.“
Ein Friedhof voller Kinderlachen und Vogelzwitschern

Wer mit seinen Kindern nach einen neuem Ausflugsziel Ausschau hält, wird auf dem Hauptfriedhof fündig. Mit seinen 115 Hektar ist er sogar größer als der Westfalenpark und hat jede Menge Spielspaß zu bieten. Mit dem Lauf- oder Fahrrad kann es über den Fahrradweg auf dem Friedhof direkt zum Spielplatz gehen.
Diesen Geheimtipp haben sich auch schon Kitas gemerkt. Umliegende Einrichtungen besuchen den großen Friedhofsspielplatz regelmäßig. Gerne wird auch der Hauptweg erkundet – egal ob von jung oder alt - denn auf dem Weg zeigen Schaukäste Wissenswertes über die Tierwelt auf dem Friedhof.
Sportlich aktiv auf dem Hauptfriedhof
Für wen es mehr als ein Spaziergang sein darf, der kann auf dem Friedhof auch Sport treiben: Der Begegnungsort am Glockenturm, ein Mehrgenerationenspielplatz, bietet Bewegung, wo sonst Stille herrscht. „Wir haben auf Dortmunds Friedhöfen Orte des Austauschs, der Erholung und der Bewegung geschaffen, ohne den Angehörigen der Verstorbenen den Ort des Trauerns zu nehmen, erklärt Gernot Willeke. Wichtig sei hierbei, dass man sich mit Respekt begegne und aufeinander achte“, so Willeke.
Dem Klimawandel entgegen: der Zukunftsbaumpfad
7.300 Bäume und 350 verschiedenen Arten gibt es auf den Dortmunder Friedhöfen. Doch: Der Klimawandel macht auch vor Dortmund nicht halt. Deswegen beteiligt sich die Stadt an bundesweiten Untersuchungen, um herauszufinden, welche Baumsorten sich unter den veränderten Klimabedingungen am besten entwickeln: die Zukunftsbäume. Die meisten dieser Bäume stammen größtenteils aus entfernten Regionen der Erde oder sind Neuzüchtungen, die in den heimischen Ökosystemen eigentlich keinen Platz haben, aber der neuen Witterung eventuell besser standhalten können.
Sie wollen auf einem Spaziergang über den Hauptfriedhof mehr über die Zukunftsbäume erfahren? Folgen Sie dem „Zukunftsbaumpfad“. Dort finden Sie zu jedem eine Kurzbeschreibung und einen Link zu weiteren Informationen. Auch auf unserem
Wer Lust hat, noch mehr über die Dortmunder Friedhöfe zu erfahren und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, hat bald die Chance dazu: Am 20. September 2025 findet die 25. DEW21-Museumsnacht statt.
Erstmalig wird der Hauptfriedhof Dortmund in diesem Jahr zur Spielstätte. Freuen Sie sich auf interessante Führungen und tolle Chor-Auftritte in der großen Halle.
Text: Kira Hibbeln
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